Lehrinhalte |
Unterstellt man – wie es der Titel der Lehrveranstaltung nahelegt – einen „impact“, den Religionen und Wertesysteme auf europäische Kulturen haben (können), so wirft dies angesichts der (europäisch geprägten und, so zeigt die neuere Forschung, in ihrer Wirkung primär auf Europa beschränkten) „Säkularisierungstheorie(n)“ die Frage auf, wie diese Unterstellung normativ zu beurteilen und folglich zu behandeln sei. Die neueren Arbeiten von Jürgen Habermas (ab 2001) deuten daraufhin, dass ein säkularisiertes Europa sich nicht nur infolge von Arbeits- und Flüchtlingsmigration auf das Fortbestehen von Religionen einstellen muss und fordert angesichts dieses Umstands einen „lernbereiten Agnostizismus“ (Vgl. u.a. Habermas, Jürgen, Die Revitalisierung der Weltreligionen – Herausforderung für ein säkulares Selbstverständnis der Moderne?, in: ders., Philosophische Texte (Studienausgabe in fünf Bänden), Bd. 5, Frankfurt/M. 2009, 387–407, 406f.), d.h. die Bereitschaft säkularer Bürger und Bürgerinnen, den kognitiven Gehalt religiöser Traditionen nicht explizit bestreiten zu dürfen.
Diese komplexe, gesellschaftlich strittige Ausgangssituation (der Beschäftigung mit Religionen und weltanschaulich geprägten Wertesystemen) erfordert eine ausführliche (vorerst mehrheitlich religionssoziologische und demokratietheoretische) Analyse derselben sowie eine erste wissenschaftstheoretische Reflexion auf Möglichkeit und Form einer kulturwissenschaftlichen Behandlung von Religion(en).
Nach dieser wissenschaftstheoretischen Klärung kann eine einführende materiale Auseinandersetzung mit jenen religiösen Weltanschauungen und ihren jeweiligen Wertesystemen erfolgen, die unter der (eurozentrisch geprägten) Bezeichnung „Weltreligionen“ firmieren, unter besonderer Berücksichtigung der für den zentraleuropäischen Raum dzt. maßgeblichen Traditionen von Christentum und Islam.
Schließlich sollen beispielhaft einige dieser religiösen Traditionen auf ihre Fähigkeit hin in den Blick genommen werden, aus ihrem jeweiligen Selbstverständnis heraus bzw. in kritischer Auseinandersetzung mit der Moderne interkulturellen und -religiösen Austausch mit längerfristigen pazifizierenden Konsequenzen zu ermöglichen oder gar zu fördern.
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